Die österreichische Seite des Kultevents

Zunächst wünschen wir von easysports allen Lesern und Hörern von easysound ein gutes Neues Jahr! 2022 sollen sich all eure Wünsche erfüllen! Wie schon letzte Woche beschäftigen wir uns auch im ersten Artikel des neuen Jahres wieder mit der Vierschanzentournee. Nachdem die ersten beiden Springen schon wieder Geschichte sind, geht es nach einem Ruhetag nun in Österreich weiter. Der Innsbrucker Bergisel und Bischofshofen runden die 70. Vierschanzentournee ab. Der Japaner Ryuyo Kobayashi hat die ersten beiden Bewerbe in Oberstdorf und Garmisch Partenkirchen gewonnen und kommt als Leader nach Österreich. Hier steht am 04. Jänner die Entscheidung in Innsbruck auf dem Programm, ehe die Tournee traditioneller Weise am Dreikönigstag in Bischofshofen abgeschlossen wird. 

Der Bergisel

Der Bergisel hat für die Tiroler geschichtlich gesehen eine große Bedeutung. Die Freiheitskämpfe der Tiroler 1809 hatten hier stattgefunden. Schon 1952 bestand auf diesem Areal eine kleinere Schanze. Zu den Spielen 1964 wurde eine große Betonschanze errichtet, die dann für die zweiten Olympischen Spielen in Innsbruck 1976 adaptiert wurde. Zudem wurden 1985 hier die Großschanzenbewerbe der nordischen Skiweltmeisterschaft in Seefeld ausgetragen.

Die alte Betonschanze mit den Olympischen Ringen auf der Seite kam in die Jahre. 1999 schrieb die Stadt Innsbruck den Umbau der Anlage und der Schanze aus. Im Endeffekt bekam die Londoner Architektin Zaha Hadid den Zuschlag. Zur 50. Auflage der Tournee wurde die Schanze gesprengt und wieder neu aufgebaut. Es war die Tournee, bei welcher Sven Hannawald alle vier Springen gewann. Die Hillsize in Innsbruck liegt bei 128 Metern, den aktuellen Schanzenrekord hält Michael Hayböck mit einer Weite von 138 Metern. 

Was Garmisch Partenkirchen für die österreichischen Adler oft war, und für Stefan Kraft heuer wieder war, ist Innsbruck und der Bergisel für deutsche Springer: Das Ende sämtlicher Tourneetitelträume. Ein Gerücht hielt sich lange unter Fankreisen, welches unter vorgehaltener Hand  geflüstert wurde. Es lautete: „Der einzige Tiroler, der am Bergisel gewinnen konnte, war der Freiheitskämpfer Andreas Hofer.“ Zahlreiche Tiroler Skispringer, wie zum Beispiel Armin Kogler, Anderas Felder oder Ernst Vettori, waren an den Start gegangen, für einen Sieg am Bergisel hatte es nie gereicht. Einigen Österreicher, wie zum Beispiel Bubi Bradl oder Andreas Goldberger konnten Springen am Bergisel gewinnen, allerdings eben nie ein Tiroler Adler. Es dauerte bis zur Tournee 1999/2000. Da gelang Andreas Widhölzl der doppelte Heimsieg. Der aktuelle Chefcoach der österreichischen Adler gewann vor Schmitt und Ahonen. Andreas Kofler und Gregor Schlierzenzauer siegten im Laufe der Jahre ebenfalls in Innsbruck, Schlierenzauer trug sich zwei Mal in die Siegerliste ein. Eine weitere Premiere gab es im Jänner 2008. Aufgrund des starken Föhnsturms konnte kein Springen abgehalten werden. Es ist das einzige Tourneespringen in der Geschichte bis zum heutigen Tag, welches abgesagt werden musste. Das abgesagte Springen wurde am nächsten Tag in Bischofshofen nachgetragen. Ab dem nächsten Jahr wurden in Innsbruck Windnetzte aufgezogen, damit einer weiteren Absage vorgebeugt werden kann.

Doch dieses Areal war nicht nur Skisprungaustragungsort. Im Jahre 1988 feierte Papst Johannes Paul II die Messe mit über 60 tausend Gläubigen am Bergisel. Der Tennis Fedcup der Damen und die WWF (World Wrestling Federation) waren hier schon zu Gast. Während der Heimeuropameisterschaft im Fußball 2008 wurde am Bergisel eine Public Viewing Station errichtet. 1500  Zuseher konnten die Spiele live verfolgen. Umrahmt wurde der Sport mit unvergesslichen Konzerten. So traten beispielsweise Gentleman oder Revolverheld während der EM auf. Die meiste Zeit jedoch steht das Bergisel Sprungstadion leer und wartet auf den nächsten Winter bzw. Tourneebewerb. Dies mag an dem erbitterten Kampf der Anrainer gegen Veranstaltungen liegen, oder andere Gründe haben, Fakt ist, dass am Bergisel sehr eine schöne Arena bereitstehen würde.

Die Schanze in Bischofshofen

Zum Abschluss der deutsch österreichischen Tournee gastiert der Skisprungtross in Bischofshofen. Es ist der größte Backen, der im Rahmen der Tournee besprungen wird. Das merkt man auch am Schanzenrekord: Der Pole Dawid Kubacki flog im Jahre 2019 145 Meter. Da kann keine andere Anlage der Tournee mithalten. Bezeichnend für die Schanze ist der lange Anlauf. Hier gab es schon Tragödien. Man hört die Weisheit immer wieder, dass man in Bischofshofen zu viel Zeit zum Nachdenken im Anlauf hat, was dazu führt, dass Springer in der Spur verkrampfen. Somit geht ihnen dann in weiterer Folge einige Meter am Ende ab. 

Aus einer Tragödie entsprang auch die Namensgebung der Schanze. Früher hieß die Schanze Hochkönigschanze. Paul Außerleitner kam aus Bischofshofen und galt als Pionier der österreichischen Adler nach dem zweiten Weltkrieg. Unter anderem wurde Außerleitner Staatsmeister. Im Jahre 1952 verletzte sich Außerleitner bei dem Training für das Dreikönigsspringen. Vier Tage später erlag der Bischofshofner seinen Verletzungen. Ihm zu Ehren wurde die Hochkönigsschanze in Paul Außerleitner Schanze umbenannt. Apropos ihm zu Ehren: Das Stadion in Bischofshofen heißt Sepp Bradl Stadion. Zu Ehren des Skispringers Josef Bradl. Bradl gewann die erste Tournee der Geschichte und war der erste Mann, der mit Skiern über hundert Meter flog.

Wie schon erwähnt schreibt der Sport manchmal eigene Geschichten. So auch die Tournee, was  beweist, dass es eine Sportveranstaltung mit viel Charisma ist. Bei der Tournee 1994 hat der deutsche Springer Jens Weißflog die historische Chance  zum vierten Mal die Tournee zu gewinnen. Zwei Mal holte er sich bereits den Sieg für die DDR, einmal bis hierhin für das vereinte Deutschland. Er war im Kampf mit Espen Bredesen um den Tourneegesamtsieg. In Bischofshofen kam Lasse Ottessen, ein Landsmann von Bredesen, im zweiten Durchgang vor dem Deutschen an die Reihe. Und Ottessen kletterte auf den Zitterbalken. Doch er sprang nicht. Ottessen verhielt sich, als hätte er alle Zeit der Welt. Er spuckte mehrmals zu Boden, schaute hierhin und dorthin. Dann drehte der Wind plötzlich und Ottessen stieß sich ab. Hinter ihm hatte die ganze Zeit Weißflog gewartet. Und in dem Deutschen hatte sich eine Menge Wut angestaut. Wut, die den Floh, wie er liebevoll genannt wird, verkrampfen ließ. Weißflog kam nicht auf Weite. Und zu seinem Pech drehte der Wind erneut. Es herrschten ideale Sprungbedingungen. Espen Bredesen nutzte sie und flog zum Tagessieg und in der Gesamtwertung an Weißflog vorbei. Zwei Jahre später gelang Weißflog dann der historische , vierte Sieg. Weißflog hat nicht nur zwei Siege für die DDR und für die gesamtdeutsche Mannschaft gewonnen. Er ist auch der einzige Springer, welcher zwei seiner Gesamtsiege im Parallelstil und zwei im V-Stil gefeiert hatte.  

Dies ist nur eine von vielen Geschichten, die sich in Bischofshofen ereignet hatten. Wir sind gespannt wie die Tournee dieses Jahr, zu ihrem 70. Geburtstag, verläuft, und welche Geschichten sie heuer schreibt. Wir von easysports wünschen den österreichischen Skisprungfans viel Spaß beim mitfiebern. Und wer nach dem Dreikönigsspringen noch nicht genug vom Skispringen hat, der sei hier vertröstet. Denn nach der Tournee bleibt der Skisprungzirkus in Bischofshofen. Am Wochenende folgen noch zwei Weltcupbewerbe.

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