Ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher

Es ist erwiesen, dass sich Menschen an gewisse, prägende Daten erinnern können, und genau wissen, was sie zu diesem oder jenen Zeitpunkt gemacht haben. Als Beispiel sei hier der 11. September 2001 erwähnt, als die Flieger in New York in die Twin Towers geflogen sind. Viele erinnern sich heute noch, wo sie waren, als sie diese (oder eine andere) tragische Nachricht erhalten haben. Doch das Eingangsdatum ist historisch gesehen weit unwichtiger als der 11. September 2001. Trotzdem können sich einige Menschen ganz genau an dieses Datum erinnern, andere wollen es eher verdrängen oder schmunzeln heute noch, wenn dieser 12. September 1990 zur Sprache kommt.

Eine klare Ausgangslage

Die Menschen, die sich ganz genau an diesen 12. September 1990 erinnern, bewohnen die Faröer Inseln. Denn an diesem Abend sollte sich historisches für die Färinger ereignen. Es stand der Auftakt zur EM Qualifikation auf dem Programm. Zwei Jahre zuvor waren die Faröer Inseln offizielles Mitglied der UEFA geworden. In Landskrona in Schweden wurde nach vier Freundschaftsspielen das erste offizielle Länderspiel für die Faröer ausgetragen. Man musste nach Schweden ausweichen, weil auf den Inseln der notwendigen Naturrasen nicht vorhanden war. Und Gegner in dieser Premiere war das Team aus Österreich. Die Ausgangslage war klar: Auf der einen Seite mit einer Ausnahme zu tiefst motivierte Amateure, die ihr Land würdig vertreten wollten und auf der anderen Seite ein WM Teilnehmer. Österreich hatte in der Gruppe A bei der Weltmeisterschaft ein paar Wochen zuvor gegen Italien und die ehemalige Tschechoslowakei knapp verloren. Gegen die USA war ein Sieg gelungen. Es war also nicht die Frage, wer dieses Spiel gewinnt, sondern eigentlich nur, wie hoch der Triumpf ausfallen würde.

Erstes kommt es anders und zweitens, als man denkt

Österreichs Stürmerstar Toni Polster prophezeite in einem Interview sogar zehn Tore für die rot-weiß-rote Equipe. Der Torhüter der Färinger spielte mit einer weißen Pudelmütze. Und der Mützenträger Jens Martin Knudsen hatte von Beginn an einiges zu tun. Denn ab dem Anpfiff rollten die Angriffe der Österreicher auf das gegnerische Tor. Doch Knudsen schien den Ball an diesem Tag magisch anzuziehen. Mit vereinten Kräften konnte der Kasten auf diese Art sauber gehalten werden. Und so tickte die Uhr unaufhörlich Richtung Halbzeit. Es stand zur Pause noch torlos.

Auch nach dem Seitenwechsel sahen die knapp 1300 Zuseher das gleiche Bild. Österreich im Vorwärtsgang, die Faröer Inseln mit verteidigen beschäftigt. Die Offensivaktionen der Färinger konnte man an einer Hand abzählen. Allerdings gibt es die alte Fußballregel: „Die Tore, die man nicht schießt, bekommt man.“ Und was wäre eine alte Regel, wenn sie nicht häufig Gültigkeit hätte. So auch in diesem Fall. Es lief die 61. Spielminute und siehe da, die in weiß spielenden Gastgeber, arbeiten sich in die Hälfte der Österreicher vor. Der Ball kommt zur Nummer sieben, dem Stürmer Torkil Nielsen. Dieser kann mit dem Ball in den Strafraum eindringen. Sein Schuss knapp hinter der Strafraumgrenze zappelte daraufhin im Netz. Trotz der Bemühungen des Teams von Josef Hickersberger den Ausgleich zu erzielen, blieb es am Ende beim 1:0 für die Färinger.

Zwei Seiten der Medaille

Ein Ergebnis, welches am nächsten Tag unterschiedliche Reaktionen nach sich zog. Beginnen wir zunächst mit den Siegern. Die Amateure von den Inseln wurden bei ihrer Rückkehr frenetisch empfangen. Rund zwanzigtausend Menschen fanden sich zur Feier am Flugplatz ein. Das war ungefähr die Hälfte der Bewohner der Faröer, die zu den Feierlichkeiten kam. Die Faröer Inseln hatte das Fußballfieber gepackt, es wurde viel in die Infrastruktur investiert. Die Spieler wie Knudsen oder Nielsen waren in den 90 Minuten auf Landskrona zu Nationalhelden avanciert.

Die Verlierer aus Österreich sahen sich mit Hohn und Spott nicht nur im eigenen Land konfrontiert. Teamchef Josef Hickersberger trat am Tag nach der Niederlage zurück. Die heimischen Kabarettisten nahmen dieses Sportereignis in ihre Programme auf. Auch auf den Faröer Inseln entstand ein Lied über diese Begegnung. Zu Beginn heißt es: „Die Faröer gaben Österreich einen Walzer, den hörte man von Wien bis Mikladalur (eine Ortschaft auf den Faröer Inseln). Im Refrain werden die Zeilen gesungen: „David stürzte Goliath, David stürzte Goliath…Vorwärts, Vorwärts Faröer …“.

Ein paar Randbemerkungen

Die EM Qualifikation beinhaltete klarerweise noch das Rückspiel. Es fand in Salzburg statt. Heimo Pfeifenberger, Michael Streiter und Arnold Wetl waren beim 3:0 Heimsieg die Torschützen. Es war der einzige Sieg, den Österreich in dieser Gruppe 4 erzielen konnte. Nur dank des besseren Torverhältnisses lag man am Ende auf dem vorletzten Platz, vor den Faröer Inseln. Punkte hatten beide Teams drei, jeweils aus einem Heimsieg im direkten Duell.

Insgesamt trafen beide Teams sieben Mal bis dato in der EM- oder WM-Qualifikation aufeinander. Auch beim zweiten Antreten in der Ferne gelang dem österreichischen Team kein Sieg. Am Ende stand es in Torshavn 1:1. Die Färinger waren in Minute 47 in Führung gegangen. Die Hoffnungen der Inselbewohner auf eine zweite Überraschung gegen Österreich wurden zwei Minuten nach der Führung von Martin Stranzl zunichte gemacht. Erst beim dritten Auswärtsspiel gegen die Faröer Inseln gelang ein voller Erfolg. Am 15. Oktober 2013 siegte das rot-weiß-rote Team 3:0. Den dritten Treffer erzielte damals David Alaba. Die Heimspiele konnten unsere Nationalspieler alle für sich entscheiden. So auch das letzte direkte Duell im Rahmen dieser Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Katar. Im März dieses Jahres siegten Alaba und Co. im Happel Stadion 3:1. Übrigens waren die Färinger auch in dem Spiel in Führung gegangen, die Österreicher drehten das Spiel allerdings zum späteren Endstand noch vor dem Pausenpfiff.    

Den Blick nach vorne richten

Am kommenden Samstag steht das nächste Duell auf den Faröer Inseln auf dem Programm. Das Team von Franco Foda tritt ab 20:45 Uhr in Torshavn an. Auch wenn die letzten Auftritte der Nationalelf eher negativ verwunderten, ist man auch dieses Mal Favorit. Jedoch wartet erneut eine sehr motivierte Heimmannschaft, die alles dransetzen wird, ihrem Lieblingsgegner erneut das Leben schwer zu machen. Für Spannung ist auf jeden Fall gesorgt. EasySports wünscht viel Spaß beim mitfiebern.    

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